Sportseeschifferschein (SSS)


Theorieprüfung


Die folgenden Informationen beruhen auf meinen Erinnerungen an die SSS-Theorieprüfung am 19./20. März 2005, die mit geschätzten 80 Teilnehmern (darunter auch etwa 20 SHS-Kandidaten) in den Räumen der Segelschule Hering in Berlin stattfand. Bei der Bewertung der Angaben bitte ich zu berücksichtigen, dass sich die Prüfungsrichtlinien jederzeit ändern können und dass jede Prüfung sicherlich auch die Handschrift der ausrichtenden Prüfungskommission trägt.


Vorbereitung

Die Theorieprüfung des Sportseeschifferscheins ist mit den entsprechenden Prüfungen von Sportbootführerschein See und Sportküstenschifferschein kaum vergleichbar: Die große thematische Vielfalt und das Fehlen eines offiziellen Prüfungsfragenkatalogs machen eine systematische und zeitaufwändige Vorbereitung unumgänglich.

Der übliche Weg führt über den Besuch eines Kurses bei einer Segelschule oder einem Segelverein. Diese Kurse umfassen in der Regel 50 bis 80 Unterrichtsstunden und kosten etwa 400,– bis 900,– €.

Ich habe mich auf die Prüfung ohne einen solchen Kurs vorbereitet, mich aber stattdessen mit vier weiteren Scheinaspiranten über einen Zeitraum von drei Monaten jeden Sonntag Nachmittag zum Lernen getroffen. Trotz ausgiebigem Schnack und leckeren gemeinsamen Abendessen ist von diesen Treffen erstaunlich viel Stoff hängen geblieben; insbesondere die Systematik hinter KVR und SeeSchStrO ist durch gemeinsame Diskussionen deutlicher hervor getreten, als dies im Selbststudium der Fall gewesen wäre. Und dank netter Gesellschaft kam auch der Spaß nicht zu kurz. Wer also ein Grüppchen gleichgesinnter Scheinanwärter zusammentrommeln kann, dem sei dies dringend empfohlen – mit oder ohne begleitendem Kurs.

Eine Prüfungsvorbereitung vollständig im Alleingang ist sicher auch möglich; sie erfordert aber ein großes Maß an Disziplin und Ausdauer, das vielleicht nicht jeder für sein Hobby aufzubringen vermag.

Sollte die Vorbereitungszeit knapp bemessen sein, empfiehlt sich die Aufteilung der Theorieprüfung auf zwei Termine mit je zwei Teilprüfungen (z. B. Navigation/Seemannschaft und Schifffahrtsrecht/Wetterkunde). Dies erhöht allerdings die Prüfungskosten, da die Gebühren pro wahrgenommenem Termin und nicht pro Prüfungsfach anfallen. Ich habe mich daher entschlossen, alle vier Fächer auf einmal anzugehen – mit umso geringerem Erfolgsdruck, denn ein oder zwei nicht bestandene Fächer hätten mich lediglich mit den »Aufteilern« gleich gestellt.


Prüfungsablauf

Die Theorieprüfungen finden normalerweise an einem Wochenende statt: Am Samstag die schriftlichen, am Sonntag die mündlichen Prüfungen.

Grober Zeitplan für Samstag:

Der Ablauf der schriftlichen Prüfungen gestaltete sich denkbar unkompliziert: Ausgabe der (übrigens für alle Prüflinge identischen) Aufgaben, Bitte zum Herauslegen der Personalausweise, Wünsche für bestes Gelingen – und los. Bei Unklarheiten oder Ungenauigkeiten im Aufgabentext wurde prompt geholfen (»Die Aufgaben kommen nicht von uns, sondern vom Lenkungsausschuss.«). Nach Ablauf der Prüfungszeit dann die freundliche, aber bestimmte Aufforderung zur Abgabe – die vorgegebenen Bearbeitungszeiten wurden strikt eingehalten.

Am Sonntag folgte ab 9:00 Uhr die Bekanntgabe der Ergebnisse des Vortags und die Abnahme mündlicher Prüfungen; da mir diese erfreulicherweise erspart blieben, konnte ich den Ort des Geschehens schon gegen 9:30 Uhr wieder verlassen. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die mündlichen Prüfungen noch bis in die Mittagsstunden hinzogen. Da kein detaillierter Zeitplan aufgestellt wurde, mussten sich die Prüfungsteilnehmer auf den Fluren der Segelschule in »Rufbereitschaft« halten – ich empfehle die Mitnahme eines Lunchpakets und eines Buches.

Die Prüfungsatmosphäre empfand ich als sehr angenehm. Natürlich herrschte eine gewisse Grundnervosität unter den Teilnehmern, aber das hektische Bücherblättern und die lautstarke Diskussion jeder einzelnen Prüfungsfrage in den Pausen blieb erfreulicherweise aus. Die Prüfer ihrerseits zeigten sich eher als Sportskameraden denn als Angehörige der »Obrigkeit« – gerade dies erschien mir bemerkenswert, da ich von Prüfungen des (ehemaligen! – Anm. 2017) Berliner Prüfungsausschusses deutlich anderes Verhalten gewohnt war.


Hilfsmittel

In den Fächern Seemannschaft und Wetterkunde sind keine Hilfsmittel zugelassen; im Fach Schifffahrtsrecht sollte ein Radar-Plotsheet mitgebracht werden.

In der Navigationsprüfung dürfen verwendet werden:

Schreibpapier wird grundsätzlich zur Verfügung gestellt.


Prüfungsaufgaben

In den Fächern Navigation und Schifffahrtsrecht können je 40 Punkte, in den Fächern Seemannschaft und Wetterkunde je 30 Punkte erreicht werden. Jedes Prüfungsfach muss für sich bestanden werden – ein Punktübertrag zwischen den Fächern ist nicht möglich. Mit einem Ergebnis von mindestens 65% der erreichbaren Punktzahl ist ein Prüfungsfach bestanden, mit 55–64% erfolgt eine mündliche Nachprüfung. Mit weniger als 55% der erreichbaren Punkte ist die Teilprüfung nicht bestanden und muss wiederholt werden.

Die folgenden PDF-Dokumente enthalten die Aufgaben meiner Prüfungen. Die Aufgabenblätter dürfen zwar nicht mitgenommen werden, und auch die eigenen Klausuren erhält man nach der Korrektur nicht zurück; in den Fächern Schifffahrtsrecht und Meteorologie reichte aber die Zeit aus, um die Aufgaben noch während der Prüfung stichpunktartig abzuschreiben. Die Aufgaben zur Navigation und Seemannschaft habe ich direkt im Anschluss an die Prüfung aus dem Gedächtnis notiert; sie dürften ebenfalls vollständig sein, weichen aber im Wortlaut sicherlich von den Originalaufgaben ab. Auf eine detaillierte Rekonstruktion der Kartenaufgabe habe ich verzichtet.

Ergänzend noch das ausführliche Prüfungsprotokoll eines Freundes vom 3./4. Mai 2008 in Hamburg und ein Protokoll der Seerechtsprüfung vom 4. Juli 2009, ebenfalls in Hamburg.




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